Jeder Mensch baut sich eine Fassade die er z.B. auf Social Media oder in anderen Bereichen des Lebens nach außen zeigt. Es ist die selbstbestimmte Einflussnahme auf den ersten Eindruck, den wir auf Andere transportieren möchten - das ist überhaupt nicht verwerflich und menschlich.
Probleme können enstehen wenn wir im täglichen Umgang z.B. in den sozialen Netzwerke mit diesen, dort meist auf hochglanz polierten, Fassaden konfrontiert werden. (In den sozialen Netzwerken versteckt sich noch die kleine Gemeinheit, dass es sich so anfühlt, als würden wir hinter die Fassade blicken)
Vor allem in Momenten in denen wir selbst verletzlich sind, es uns privat nicht gut geht, ist die Chance hoch, dass wir von den glänzenden Fassaden der Anderen erstrecht eingeschüchtert werden und unser, in dem Moment eh schon geschwächtes Selbstbewusstsein nochmal einen gewaltigen Hieb abbekommt.
Folgendes ist die Motivation hinter dem Projekt: Wir brauchen mehr Verständnis über die, meist unterbewusst ablaufenden, Mechanissmen, die diese “perfekten” Fassaden mit unserem Selbstbewusstsein anstellen.
Ein Weg ist es, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass es sich nur um Fassaden handelt und dass hinter jeder Fassade sich die selben Menschen, sich die selben Probleme verstecken, die wir aus unserem alltäglichen Dunstkreis kennen.
Ich möchte bewusst nicht (auch wenn das Projekt im ersten Moment den Anschein erwecken könnte) dazu aufrufen, dass ein jeder seine Fassade einreisen möge und sein innerstes Ich nach außen kehren solle - das wäre eine Utopie und auch nicht erfolgsversprechend, da es ein natürlicher und auch ein wichtiger Schutzmechanissmus ist eben nicht permanent unser Innerstes der ganzen Welt zeigen zu müssen.
Viel mehr sollten wir aber Kontrolle in der Wahrnehmung erlangen um uns eine gewisse Leichtigkeit zu erarbeiten, wie wir das beeinflussen was in uns ausgelöst wird, wenn wir auf eine pompöse Fassade stoßen.
Aber wie kann man die Ehrfurcht vor solchen Fassaden verlieren?
Mir persönlich hat geholfen, dass ich dank meines Berufes als Fotograf aber auch in meiner Tätigkeit im Rettungsdienst im Laufe meines Lebens bereits hinter einige Fassaden habe blicken dürfen. Und häufig wurde die pompöse Front durch ein ganz normal denkendes, handelndes, zweifelndes, fühlendes Individuum entzaubert.
Nicht jeder hat die Chance hinter so viele Fassaden schauen zu dürfen - deswegen möchte ich mit diesem Projekt mehr Leuten die Fähigkeit geben pompöse Fassaden entzaubern zu dürfen und dadurch ein Stück Leichtigkeit im Umgang mit der “Perfektion der Anderen” zu bekommen.
Mein Portraitreihenkonzept sucht Menschen, die bereit dazu sind und reflektiert sagen können: “Ja, das ist meine Fassade und Das halte ich von meiner Fassade fern.”
Hier fällt es mir leicht zur Erklärung mein eigenes Portrait als Beispiel zu nehmen:
Ich zeige mich in meinen “Netzwerken” sehr gerne als quirrlige Frohnatur - was ich auch in der meisten Zeit bin - trotzdem spare ich die Tage aus, an denen es mir “scheiße” geht. Das ist meiner Meinung nach auch nicht verwerflich. An solchen Tagen habe ich meistens auch keinen Bock auf Kontakt oder “mein Netzwerk”.
Trotzdem baue ich dadurch eine Fassade, die bei oberflächiger Betrachtung (eine Art die in der Begutachtung von Fassaden sehr häufig der Fall ist) suggeriert, ich hätte in meinem Leben nur Sonnenschein und Freude und keine Probleme. Das übt Druck auf die Leute aus, denen es gerade nicht gut geht und die sich denken könnten “Mensch, der Christof hat immer nur Spaß und schafft es irgendwie die ganze Zeit Energie zu haben.”
Ansatz meines eigenen Portraits ist es, bewusst einen Blick hinter meine Fassade zu gewähren und “meinem Netzwerk” klar zu machen, dass es auch einen schlecht gelaunten, traurigen und antriebslosen Christof gibt. Der wird aber von meiner Fassade fern gehalten.
Ein weiteres Beispiel für mich wäre das Thema “Erfolg” - ich zeige meinem Netzwerk gerne, welche Jobs ich gerade mache - dass ich die weniger interessanten oder gar langweiligen Jobs unter den Tischen fallen lasse könnte suggerieren, ich arbeite nur für die geile Firmen und mache nur geile Sachen. Das übt bei oberflächiger Betrachtung z.B. Druck auf Kollegen aus, bei denen es aktuell nicht so gut läuft.
Ich hoffe die Idee kommt rüber.
Ich möchte, dass du dir Gedanken darüber machst, welche Teile deiner Fassade du ungewollt Druck in deinem “Netzwerk” ausüben könnten.
Überlege dir, welche Dinge du bewusst / oder auch unbewusst von deiner Fassade fern hältst und überlege dir bitte genau, ob du diese Dinge überhaupt mit mir und folglich dann auch deinem “Netzwerk” teilen willst.
Es soll keine Mutprobe sein, es soll kein Outing sein, es soll nur deinem “Netzwerk” die Möglichkeit geben zu sehen, dass wir alle von Fassaden umgeben sind und jede Fassade, möchte sie auch noch so pompös wirken, einen normalen Menschen umgibt.
Wenn du dir diese Gedanken gemacht hast, dann schreibe mir gerne eine Mail mit folgenden Infos an chris@chris-kreutzer.com
Name
Wohnort
Deine Gedanken zu dir und deiner Fassade (keine Sorge, es muss nicht perfekt sein)
Email oder Telefonnummer (ich würde gerne vor jeder Portraitsession das Thema einmal durchsprechen, weil es meiner Ansicht nach viel Privatsphäre von der oder dem Fotografierten abverlangt)
Auf die Mail werde ich mich dann bei dir melden.
Es ist ein freies Fotoprojekt von mir - aus reiner Leidenschaft. Das Thema brennt mir schon seit einiger Zeit unter den Nägeln und ich wurde vor kurzer Zeit privat nochmal darauf geschubbst, so dass ich jetzt anfangen möchte Bilder und Geschichten zu sammeln.
Irgendwann kommt die Zeit der Veröffentlichung - das Künstlerherz in mir würde die Bilder natürlich am liebsten ausbelichtet an einer Wand hängend sehen, aber es kann auch sein, dass sich die Veröffentlichung auf rein digitale Medien beschränkt.
Jede/r Portraitierte bekommt sein Portrait zumindest mal digital - alles weitere wird die Reichweite und der “Erfolg” des Projektes zeigen.
für den ersten Moment hier:
Goethestraße 21
80336 München
in meinem feinen Studio - Zeitaufwand: ca. 30min
“What is shown”
A concept on how to raise confidence in getting by with the perfection of the others.